„Wir hatten Glück“

Was heißt es, als Schüler an Corona zu erkranken? Ein Gespräch mit Felix aus der Q2 

von Jonas Evers (Q2)

Vertontes Interview!

Felix wurde vor einigen Wochen positiv auf das Coronavirus getestet. Hier erzählt er, was das genau heißt und wie es sich für ihn angefühlt hat, plötzlich unfreiwillig Betroffener der Pandemie zu sein.

Foto: Maileen Kretschmer (Q2)

Bloody Mary: Wie fiel deine Reaktion aus, als du von der Krankheit erfahren hast?

Felix: Als ich davon erfahren hab, wusste ich bereits, dass meine Mutter und mein Vater positive Textergebnisse hatten. Im Grunde genommen ist meine Reaktion deswegen nicht sonderlich groß oder beeindruckend ausgefallen, weil ich eigentlich schon damit gerechnet hatte. Natürlich war es irgendwie trotzdem komisch, nicht so schön. 

BM: Hattest du Angst?

F: Man hat ja bereits aus vielen Erfahrungsberichten gewusst, dass unsere Altersgruppe generell von den schlimmeren Folgen verschont bleibt, deswegen habe ich mir keine großen Sorgen gemacht. 

BM: Wie sah dein Krankheitsverlauf dann letztendlich aus? 

F: Eigentlich hatte ich nur ein paar Kopfschmerzen und eine triefende Nase. Ich hatte keinen Husten und kein Fieber. Für mich war es also nicht schlimmer als eine Erkältung. Wenn meine Eltern nicht positiv getestet worden wären, hätte ich vermutlich nie davon erfahren, dann aber auch unbehelligt meine Freunde in Gefahr gebracht.

BM: Wie war deine Zeit während der Quarantäne?

F: Teilweise sehr langweilig, weil man natürlich nichts machen konnte, was man sonst so macht, nicht einmal raus gehen. 

BM: Mal ganz platt gefragt: Was macht man den ganzen Tag, wenn man Corona hat?

F: Vormittags hat man natürlich irgendwie versucht, sich für die Schule zu begeistern und seine Aufgaben zu machen, nachmittags dann viel X-Box gespielt, viel Fernsehen und Netflix geguckt. Alles was man so machen kann, wenn man zuhause sitzt und nicht hinaus darf. 

BM: Eine Frage, die immer wieder gestellt wird, wenn man positiv getestet wird, ist, ob man sich auch innerhalb des Hauses von z.B. Familienmitglieder isolieren muss. Wie lief das bei euch zuhause?

F: Als meine Mutter schon ihr positives Testergebnis hatte, haben wir es mehr oder weniger probiert, uns von ihr zu isolieren, aber im Endeffekt hat das eher nicht so gut geklappt. Auch als wir alle positiv waren, haben wir nicht miteinander gekuschelt, sondern versucht uns voneinander fern zu halten. Vom Gesundheitsamt gab es dazu keine Verordnungen. 

BM: Wurden dir wegen deiner Krankheit Vorwürfe gemacht, machst du dir selbst Vorwürfe?

F: Vorwürfe wurden mir keine gemacht, eher im Gegenteil. Viele Leute haben mir geschrieben und sich erkundigt, wie es mir und meiner Familie geht. Das fand ich sehr nett. Mir selbst mache ich auch keine Vorwürfe, denn im Endeffekt konnte ich da nicht wirklich was für. 

BM: Hast du in deinem Umfeld auch schwerere Fälle erlebt?

F: Fast nicht. Meine kleine Schwester hatte Fieber, ansonsten hatten wir das große Glück, alle recht leichte Verläufe zu haben. 

BM: Wenn du die Wahl hättest: lieber Schule oder Homeoffice? 

F: Definitiv lieber Schule, aus dem einfachen Grund, dass man in der Schule den Bezug zum Lehrer hat und mir das Lernen dadurch leichter fällt. Andererseits kann ich mich in meinem Zimmer nicht immer dazu motivieren, meine Schulsachen zu erledigen. 

BM: Was waren deine Erfahrungen mit den Online-Videokonferenzen auf IServ?

F: Als es in der Schule mit den Raummikrofonen geregelt wurde, hat das gut funktioniert. Wir haben das oft im Leistungskurs mit Frau Finke erprobt, sie hat immer versucht, uns zuhause mit einzubringen. Für den Moment hat es gut funktioniert, auf Dauer, finde ich, ist das trotzdem keine Lösung. Wenn einige zuhause und andere in der Schule sind, ist das eigentlich blöd.

BM: Zurück in der Schule: Wie empfangen dich deine Mitschüler? Gab es da Skepsis oder wurdest du, symbolisch gesagt, gleich wieder in den Arm genommen? 

F: Ja, ich wurde durch die Bank weg sehr positiv empfangen. Ich habe von niemandem mitbekommen, der wirklich skeptisch war. Die Leute haben sich eigentlich nur gefreut, dass ich wieder da bin, und dass es mir gut geht. 

BM: Was ist dein Fazit nach der Krankheit? Was hat das Virus auch psychisch mit dir gemacht? Fühlst du dich anders als davor? 

F: Um ehrlich zu sein: nicht wirklich. Ich weiß jetzt, ich hatte das. Eine Zeit lang, als man in Quarantäne war, fühlte es sich schon komisch an, allein schon, weil man nichts machen konnte. Wirklich was verändert hat sich für mich allerdings nicht. 

BM: Gerade zu Beginn der Pandemie gab es Leute, die wirklich Angst haben vor dem Virus. Kannst du das nachvollziehen?

F: Das kann ich schon nachvollziehen, weil wir ja auch Risikogruppen haben, bei denen die Krankheit deutlich schlimmer verläuft. Wir haben auch etliche Todesfälle durch das Virus. Deswegen kann ich es verstehen, dass in der Bevölkerung zum Teil Angst herrscht, auch wenn ich keine hatte. 

BM: Hat die Infektion letztendlich auch deine Sicht auf die Coronamaßnahmen verändert? 

F: Gerade am Anfang hätte ich die Maßnahmen sogar gerne verschärft. Deshalb hat sich meine Sicht auf die Maßnahmen jetzt nicht sonderlich geändert. Ich war von Anfang an für deren strikte Durchführung und bin es auch immer noch, damit wir alle irgendwann wieder normal leben können. 

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