Die Facetten des Regenbogens

Im Juni ist wieder „Pride Month“

Von Sweja Boekhoff (EPh) und Friederike von Finckenstein (Kl. 10)

Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. Farben, die man immer öfter sieht. In Läden, auf der Straße, an der Kleidung von Personen und an Häusern. Doch nicht alle wissen, wofür sie stehen:

Rot steht für Leben.
Orange steht für Heilung.
Gelb steht für das Sonnenlicht.
Grün steht für Natur.
Blau steht für Harmonie.
Violett steht für den Geist.

Regenbogenflagge vorm Mariengymnasium Jever; Foto: Jürgen Plöger-Lobeck

Besonders im Juni, aber auch während des restlichen Jahres, kann man die Regenbogenflaggen immer häufiger in der Öffentlichkeit finden.  Der „Pride Month“ (Juni) steht für den Stolz auf die eigene Sexualität und Gender-Identität. Ursprünglich kommt dieser aus den USA und soll an die Stonewall Riots vom 28. Juni 1969 erinnern. Hierbei gab sich ein Polizist fälschlicherweise als schwul aus und sorgte durch Unruhestiftung seinerseits für die nachfolgenden Aufstände. Die Betroffenen wollten sich dieses Verhalten nicht länger gefallen lassen.

Über den Juni verteilt finden auf der ganzen Welt viele Paraden statt, bei welchen Menschen der LGBTQIA+ Community (L= Lesbisch, G= Gay/Schwul; B= Bisexuell, T= Transgender, Q= Queer/Questioning, I= Intersexuell, A= Asexuell) ihre erworbenen Rechte feiern und gleichzeitig gegen Homophobie und Transphobie demonstrieren. Denn in Deutschland gibt es diese Rechte erst seit wenigen Jahren, und auch mit ihnen sind Mitglieder der Community noch immer häufig Opfer von Hasstaten und Diskriminierung.

Zum Beispiel ist die Ehe für alle erst seit 2017 gesetzlich in Deutschland erlaubt. Und das mit einer nicht gerade überwältigenden Mehrheit im Bundestag. Ganze 226 der Abgeordneten stimmten gegen das Recht, für gleichgeschlechtliche Paare zu heiraten.

Inzwischen profitieren viele Konzerne von dem sogenannten Regenbogen-Kapitalismus, welcher rund um den Juni herrscht. Hierbei verkaufen sie plötzlich so viele Produkte mit Regenbogen oder anderen Flaggen der Community wie möglich, ohne dabei wirklich hinter ihnen zu stehen. Einige von ihnen nutzen das Geld sogar direkt zur Hinderung der Rechte der LGBTQIA+ Community, indem sie z.B. an Politiker spenden, welche sich öffentlich gegen diese einsetzten.

Auch erfahren Menschen der LGBTQIA+-Community häufig Diskriminierung an Arbeits- und Lernplätzen sowie dem allgemeinen öffentlichen Raum, durch z.B. Benachteiligung, Hetze, Beleidigungen, nicht Beachten derer Identität („Missgendern“) oder auch direkten Gewalt-Androhungen.

Auch wird ihnen oft suggeriert, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, dass sie angeblich krank seien – nicht nur von Außenstehenden, sondern häufig auch von der eigenen Familie oder von Freunden. Besonders für Jugendliche kann dies überaus schädlich sein.

Laut einer Umfrage des Trevor Projects haben ganze 45% der Jugendlichen, welche sich als Teil der LGBT Community sehen, im Jahr 2021 ernsthaft über Suizid nachgedacht. 14% haben dabei einen Versuch hinter sich. 73% erkennen an sich selbst Angstsymptome, 53% Depressionen. Ein großes Problem hierbei sind die sehr überstrapazierte Ressourcen der Psychotherapie. Die meisten Wartelisten variieren von 6 Monaten bis zu über einem Jahr.

Etwas, das bei der Recherche zu diesem Artikel besonders aufgefallen ist, war der Fakt, dass das erste, was sich bei dem Öffnen einer Seite wie der des Trevor Projects zeigt, eine Erklärung zur schnellen Schließung der Seite ist. Dies dient als Sicherung für Jugendliche vor ihren Mitbewohnern (seien es die Eltern, Großeltern oder Erziehungsberechtigten).

Nun stellen sich die Fragen: Was sind die Beweggründe dieser Menschen, die so dagegen angehen und sich vor Andersartigkeit „ekeln“? Was genau ist denn das Problem gegenüber den Menschen, die an dem gleichen Geschlecht interessiert sind oder eine andere Genderidentität haben? 

Es gibt ausgesprochen interessante und schon nahezu amüsante Studien und Artikel ausschließlich über Homophobie. In einer wird veranschaulicht, dass homophobe Personen  selbst homosexuell seien. Nur würden sie sich ihre eigene Homosexualität eben nicht eingestehen wollen (verinnerlichte Homophobie). Als Beispiele wurden prominente Personen genannt, die sich in der Öffentlichkeit deutlich dagegen positioniert haben, aber nichtsdestotrotz beim heimlichen Ausleben ihrer Sexualität erwischt wurden.

Bei Homophoben, die selbst homosexuell sind oder zumindest in Tests eine Neigung zum gleichen Geschlecht zeigen, läge es wohl an autoritären Erziehungsmethoden, wie zum Beispiel auch den Einfluss der Einstellung der Eltern gegenüber Homosexualität.

Gleichermaßen sei es so, dass die Homosexuellen jene Menschen, die dagegen angehen, an eine bestehende Tendenz in sich selbst erinnern.


Quellen:
https://de.statista.com/themen/4641/lgbt/#dossierKeyfigures
https://www.cnbc.com/2021/06/20/the-right-way-for-brands-to-approach-pride-month-and-all-year-round.html
https://hbr.org/2021/06/your-rainbow-logo-doesnt-make-you-an-ally
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/konversionstherapienverbot.html
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2017/kw26-de-ehe-fuer-alle-513682
https://www.bbc.co.uk/newsround/52872693
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2017/kw26-de-ehe-fuer-alle-513682
https://www.thetrevorproject.org/survey-2022/
https://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-schwul-und-homophob-1.1329883

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