Dinosaurier-Forscher: Prof. Paul Barrett über seinen Job

Wäre es nicht nett, einen Heterodontosaurus im Garten zu halten?

Interview: Sweja Boekhoff (EPh)

Sweja Boekhoff (BM): Würden Sie uns bitte erklären, was Sie beruflich machen, Herr Prof. Barrett?

Prof. Paul Barrett, London History Museum; Foto: Paul Barrett

Prof. Paul Barrett (PB): Also, mein Name ist Paul Barrett. Ich bin ein Dinosaurierforscher des Natural History Museum in London und ich verbringe die meiste Zeit damit, mich um unsere Dinosaurier-Sammlung zu kümmern, erforsche sie sowie andere Dinosaurier an anderen Orten, um mehr über das Leben, die Biologie und den Stammbaum der Dinosaurier herauszufinden. Auch kümmere ich mich, als Teil meines Berufslebens, um Öffentlichkeitsarbeit und kommuniziere Wissenschaft an sehr verschiedene Zielgruppen.

BM: Gibt es einen speziellen Zeitpunkt, an dem Sie zum ersten Mal Interesse an diesem Beruf sowie Dinosaurier im Allgemeinen, hatten?

PB: Laut meiner Mutter geht mein Interesse an Dinosauriern auf die Zeit zurück, als ich ein kleiner Junge war, wahrscheinlich fünf oder sechs Jahre alt, und beeinflusst durch ein sehr bekanntes Kinderbuch namens „The Ladybird book of Dinosaurs“. Außerdem wuchs ich nahe London auf und war so recht oft in der Lage, das Natural History Museum zu besuchen. Und das ist ein Interesse, das mich immer begleitet und nie verschwunden ist. Ich habe andere Berufe in Betracht gezogen, bin aber in der glücklichen Lage, etwas zu machen, was ich bereits als Kind wollte. Und nicht viele Leute haben solches Glück. […]

BM: Gibt es ein bestimmtes Fossil, an dem Sie die Arbeit besonders interessant fanden?

PB: Mein liebstes Projekt beinhaltete, wenn ich ehrlich bin, gar nicht viele Fossilien, zumindest nicht die direkte Arbeit an ihnen. Mein wahrscheinlich liebstes Projekt war die Untersuchung von pflanzenfressenden Dinosauriern und ob diese Saurier zu großen Änderungen in der sie umgebenden Fauna geführt haben. […] Es gab da eine sehr schöne Idee: Grob gesagt, während der Jura-Zeit waren die meisten der pflanzenfressenden Saurier große, langhalsige Sauropoden wie Diplodokus, Brachiosaurus und Brontosaurus. Und dann, durch Gründe die wir noch nicht wirklich verstehen, wurden viele dieser Dinosaurier während der folgenden Kreidezeit immer weniger. An ihrer Stelle entstanden andere Arten von Sauriern namens Iguanodontia und wieder andere Gruppen namens Ceratopsia. Diese Tiere fraßen Pflanzen, die deutlich bodennäher wuchsen. Eine Überlegung war, dass dieser Wandel vom größtenteils hochgelegenem zu niedrigen Fressen möglicherweise zum Aussterben einiger der hohen Bäume geführt sowie den Weg für die ersten blütenhaltigen Pflanzen geebnet habe. Leider stellte ich fest, dass diese Veränderung wahrscheinlich nicht ausreichend genug war für einen solchen Wandel. Es handelte sich also eher um das Wiederlegen einer Hypothese. Aber es hat Spaß gemacht, da ich viele verschiedene Beweise zusammentragen musste, um es vernünftig nachweisen zu können.

BM:  Gibt es etwas, an dem Sie zur Zeit arbeiten?

PB: Im Moment arbeite ich an verschiedenen Dinosauriern aus der ganzen Welt. Aber mein Hauptfokus liegt auf einigen Arten aus dem südlichen Afrika. Es handelt sich um Saurier aus der Trias-Zeit, ungefähr 220 Millionen Jahre alt; das sind einige der frühesten Dinosaurier, von denen wir wissen. Das südliche Afrika ist einer der Orte, zu denen ich reise, um an Ausgrabungen teilzunehmen. Ich arbeite zusammen mit meinen Kollegen aus Südafrika und Simbabwe daran, herauszufinden, wohin die Saurier in ihrer Evolution passen und was sie uns über den Aufstieg der Saurier erzählen. […]

BM: Was denken Sie über die mediale Repräsentation von Dinosauriern?  

PB: […] Im Allgemeinen ist es um Einiges besser geworden, was die Abbildung von Dinosauriern angeht. Ich würde jedoch sagen, dass es ein paar große Ausnahmen gibt: Federn sind zum Beispiel etwas, über das wir seit ca. 20 Jahren forschen. Wir wissen, dass viele der kleinen fleischfressenden Dinosaurier sowie andere Saurier mit einer Schicht aus Federn überzogen waren, und es ist enttäuschend, wenn einige der neueren Darstellungen dies nicht zeigen. Doch kürzlich gab es auch andere filmische Dokumentationen, wie Prehistoric Planet, die dies doch zeigen. Es kommt darauf an – und ich muss mir immer, wenn ich einen der Jurassic Park-Filme anschaue, sagen, dass es sich um Geschichten handelt. Es sind keine Dokumentationen, um Leuten etwas beizubringen. Also ist ihnen etwas künstlerische Freiheit erlaubt, wenn sie ihre Saurier designen. Und wie einer der Charaktere in Jurassic Park gesagt hat: „Es sind keine echten Dinosaurier.“ […]

BM: Als letzte Frage: Haben Sie einen Lieblings-Dinosaurier?

Heterodontosaurus; Foto: Paul Barett

PB: Als Kind war immer der Triceratops mein Favorit, aber ich muss sagen, dass es jetzt ein Saurier namens Heterodontosaurus ist. Dieser ist um die 200 Millionen Jahre alt, also ein recht früher kleiner Dinosaurier. Er wurde nur um die zwei Meter lang und hatte einen sehr niedlichen Schädel. Ein wenig wie Dino-Version eines kleinen Rehs. Ich mag die Idee eines kleinen, im Garten herumrennenden Heterodontosaurus, der die Pflanzen unter Kontrolle hält.

BM: Herr Prof. Barrett, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben!


Das englische Original des Gesprächs findet ihr hier:
https://bloodymary.mariengymnasium-jever.de/dinosaur-researcher-prof-paul-barrett-on-his-job/

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