„Ich war mir eigentlich keiner Schuld bewusst“. Das Olympia-Drama im modernen Fünfkampf

von Tida Meyerholz (Kl. 8)

Der moderne Fünfkampf, auch Pentathlon genannt, endete bei den Olympischen Spielen in Tokyo 2021 für die deutsche Sportlerin Annika Schleu in einem Drama. 

1912 wurde die Olympische Disziplin erstmals von Pierre Coubertin in das Olympische Programm aufgenommen. Der Fünfkampf ist die wohl vielseitigste Disziplin der Olympischen Spiele, sie umfasst das Pistolenschießen, Degenfechten, Schwimmen, den Querfeldeinlauf und das Springreiten. Beim Springreiten reitet der Fünfkämpfer mit einem zufällig  zugelostem  Pferd über einen Parcours von 300-500 Meter Länge. Die Hindernishöhe darf maximal 120 Zentimeter betragen. Er muss über 12 Sprünge verfügen und es muss mindestens eine zwei- oder dreifache Kombination enthalten sein. Diese zufälligen Pferde werden von Privat-Menschen oder von Organisationen zur Verfügung gestellt, welche dafür einen bestimmten Geldbetrag bekommen.

2021 fand der Pentathlon also in Tokio statt.

Die 31-Jährige, aus Berlin stammende Annika Schleu war auf dem besten Weg zu einer Goldmedaille; bis zum Springreiten lief alles nach Plan und sie stand auf Rang 1 in der Wertung. Doch ihr zugelostes Pferd „Saint Boy“ (dt. „Heiliger Junge“) spielte da nicht mit. Auch bei der vorherigen Reiterin, einer Russin, hatte „Saint Boy“ bereits Probleme gemacht. Laut Schleu lief es beim Aufwärmen gut; doch die Bilder, die danach um die Welt gingen, sahen anders aus.

„Saint Boy“ weigerte sich, in den Parcours zu gehen, und Schleu reagierte darauf keineswegs einfühlsam, sondern brach in Tränen aus und versuchte den Heiligen Jungen mit Gebiss, Sporen und Schlägen vergeblich in den Parcours zu treiben. Die Trainerin Kim Raisner reagierte darauf und rief: „Hau mal richtig drauf“ (https://www.stern.de/sport/olympia/olympia-2021/kim-raisner–fuenfkampf-trainerin-von-olympia-ausgeschlossen-30649358.html)  und boxte das Tier einmal stark in die Seite. Daraufhin schlug auch Schleu das Pferd. Schlussendlich fügte sich „Saint Boy“ und begab sich in den Parcours; allerdings riss er fast jedes Hindernis und Schleu wurde nach vier Verweigerungen und 99 Strafpunkten disqualifiziert.

Sie selber behauptet dazu: „Ich fühle mich  natürlich schon angegriffen, wenn gesagt wir, dass ich unmenschlich bin und wenn Vorwürfe der Tierquälerei geäußert werden. Ich bin mit bestem Gewissen mit dem Pferd umgegangen“ (https://www.tagesspiegel.de/sport/fuenfkaempferin-schleu-nach-tierquaelerei-vorwurf-ich-bin-nach-bestem-gewissen-mit-dem-pferd-umgegangen/27493034.html). Eigentlich hätte ein Außenstehender eingreifen müssen oder die Sportlerin wäre so vernünftig gewesen, abzusteigen. Jetzt überprüft die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) den Pen, allerdings soll der Reitsport im Fünfkampf weiter erhalten bleiben. Es gibt aber auch Stimmen, die den Reitsport ersetzt sehen wollen. Grundsätzlich ist es sicherlich nicht optimal für Mensch und Tier, dass man nur 20 Minuten zum gegenseitigen Kennenlernen hat.

Diese Geschehnisse lösten in den Medien großes Entsetzen aus. Die Trainerin Kim Raisner wurde nach diesem Vorfall von den Olympischen Spielen ausgeschlossen und wegen Tierquälerei verklagt. Der FN-Sportchef Dennis Peiler kommentiert diese Situation wie folgt: „Die Bilder, die wir gesehen haben, haben eine klare Überforderung von Reiterin und Pferd gezeigt“ (https://www.zdf.de/sport/olympia/moderner-fuenfkampf/schleu-reiten-drama-moderner-fuenfkampf-tokio-2020-100.html). Allerdings muss man beim Betrachten der Situation dazusagen, dass Schleu kurz vor einer Goldmedaille stand und fünf Jahre Arbeit in die Vorbereitung gesteckt hatte. Schlussendlich landete Annika Schleu auf dem Platz 31 in der Gesamtwertung.

Das ganze Drama hat dazu geführt, dass die Disziplin Reiten aus dem Modernen Fünfkampf gestrichen wurde.

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