Was ist Fanfiction?
von Sweja Boekhoff (EPh)
Fanfiction. Ein wahrscheinlich in der Schülerschaft allgemein bekannter Begriff. Er beschreibt von Fans geschriebene Geschichten rund um ihre liebsten Serien, Bücher, Filme, Musiker und vieles mehr.
Während noch immer viele bei der Erwähnung von Fanfiction an den stereotypischen Nerd oder aber viel zu sexualisierte und teils bizarre Schriften denken, so macht dies doch nur die Minderheit der meist im Internet zu findenden Werke aus.
Auch wenn der Großteil der heutigen Fanfiction im Internet gepostet wird, ist dies nicht immer so gewesen. Ihren Ursprung findet sie lang vor dem Internet in u. a. Zeitschriften.
Man kann wohl davon ausgehen, dass es schon seit den ersten Geschichten, die von Person zu Person erzählt wurden, immer wieder Leute gab, die sich selbst mit in diese Welt einbringen, oder einfach die Charaktere selbst auf Abenteuer schicken wollten.
Die ersten wirklich gesammelt veröffentlichten Fanfictions kamen aus der Star Trek Fandom in den 1960er Jahren. Hier entstand zuerst ein Teil einer Zeitschrift, die Fans erlaubte, ihre eigenen Werke zu veröffentlichen. Nachdem immer mehr Leute ihre Zeichnungen, Fanfiction und weiteres einschickten, entschied man sich gleich, seine eigene Zeitschrift zu erstellen.
Mit der Erfindung und Popularisierung des Internets stieg die Anzahl an Fans, die ihre Werke öffentlich für andere sichtbar zur Schau stellen wollten.
Die Themenwelt weitete sich bald über Star Trek hinaus. Inzwischen kann man davon ausgehen, dass zu jedem Thema mindestens eine Fanfiction irgendwo in den Weiten des Internets existiert. Von Harry Potter, über Minecraft und BTS, bis hin zu historischen Figuren ist alles dabei.
Wie bereits erwähnt, gibt es einige unschöne Dinge, die einem bei Fanfiction wohl sofort in den Kopf kommen. Doch für die meisten Menschen, die sich in irgendeiner Weise mit Fanfiction beschäftigen, ist es mehr eine Art des selbst Ausdrückens sowie ein hilfreicher Umgang mit traumatischen Erlebnissen. Durch das Schreiben oder Lesen von Inhalten, die ähnlich zu den eigenen Erfahrungen sind, besonders mit Charakteren, welche man bereits kennt und mit denen man eine Art Bindung hat und dabei zu sehen, wie sie über die Erlebnissen hinaus wachsen und damit umgehen, kann sehr hilfreich sein, um sein eigenes Trauma besser verarbeiten zu können.
Hier kommt wohl auch die Hauptgruppe der Fanfiction-Schreiber und -Leser ins Spiel. Ein großer Teil von ihnen sind junge, weibliche Personen. Ebenfalls häufig sind Mitglieder der LGBTQIA+ Community.
Wer auch nur einen kurzen Blick auf diese Gruppen wirft, dürfte schnell sehen, weshalb gerade sie nach einem Weg suchen, sich selbst ausdrücken zu können.
Durch Homophobie, Transphobie, Sexismus, den erschreckend hohen Statistiken zum Thema sexuelle Gewalt gegen Frauen und vielem mehr haben diese bestimmten Gruppen häufig gelernt, sich nicht offen ausdrücken zu dürfen, da sie mit drastischen und traumatischen Reaktionen rechnen müssen.
Und so suchen sie die Sicherheit und Anonymität des Internets sowie den Komfort ihnen wichtiger Charaktere und Geschichten.
Kurz gesagt: Ja, es gibt die schlechten Seiten der Fanfiction, aber diese gibt es in jeder anderen Community auch. Besonders bei einer solch hohen Anzahl von Mitgliedern. Aber der Großteil der Fanfiction besteht daraus, dass Jugendliche und Erwachsene sich gegenseitig helfen und eine Freude machen.
Quellen:
https://www.wattpad.com/
https://archiveofourown.org/
https://www.fanfiction.net/
https://www.vice.com/en/article/4xa4wq/the-forgotten-early-history-of-fanfiction