Amtsinhaber Jan Edo Albers und Herausforderer Karl Oltmanns im Interview
Interview von Jonas Evers (Abi 2021)

Bloody Mary: Moin Herr Albers, moin Herr Oltmanns, herzlich Willkommen am Mariengymnasium! Sie kandidieren beide für das Amt des Bürgermeisters in Jever. Können Sie sich den Schülern, die Sie jetzt nicht schon gesehen haben, einmal kurz vorstellen?
Albers: Mein Name ist Jan Edo Albers, ich bin 44 Jahre alt, geschieden, habe zwei Kinder. Ich bin in Jever geboren und aufgewachsen, habe ’96 mein Abitur hier am Mariengymnasium gemacht, Jura studiert, als Rechtsanwalt in Jever gearbeitet und bin seit 2013 parteiloser Bürgermeister der Stadt Jever – und möchte das auch für die nächsten 10 Jahre weiter machen.
Oltmanns: Mein Name ist Karl Oltmanns, ich bin 52 Jahre alt, ich war nicht am MG, sondern bin über den zweiten Bildungsweg zum Abitur gekommen. Meine Kinder sind beide am MG, bzw. am MG gewesen. Meine Tochter hat vor drei Jahren Abitur gemacht, mein Sohn ist jetzt in der 10. Klasse. Ich bin seit fünf Jahren aktiv in der Politik und zurzeit der Ratsvorsitzende der Stadt Jever. Ich möchte den nächsten Schritt gehen, um mehr Dinge anpassen zu können und kandidiere deswegen als hauptamtlicher Bürgermeister.
BM: Am 12. September sind Kommunalwahlen, auch am MG sind einige Schüler wahlberechtigt, da man bereits ab 16 Jahren wählen darf. Heute haben Sie den 10. Jahrgang kennengelernt und sich dessen Fragen unterzogen. Welche Themen brennen den Jugendlichen auf der Seele?
Oltmanns: Neben dem großen Ganzen, also der Bundespolitik, die jedem hier bekannt ist, haben wir viele Kommunalsachen gemacht und dann festgestellt: Wenn wir über die einzelnen konkreten Maßnahmen mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen, wird es ganz schnell sehr lebhaft, denn jeder hat viele Ideen und möchte die gerne umsetzen. Es hapert bisher immer daran, dass der kurze Draht nicht da war zwischen Schülerschaft und Politik. Wir haben heute versucht, den Draht etwas kürzer zu machen.
Albers: Für uns beide war wichtig zu hören, wo aus Sicht der Schülerinnen und Schüler der Schuh eigentlich gerade drückt. Letztendlich ist dabei herausgekommen, dass wir über einen regelmäßigen Austausch versuchen wollen, auch zukünftig den Weg kurz zu gestalten, weil tatsächlich auf beiden Seiten, insbesondere natürlich bei den Schülerinnen und Schülern gegenüber der Politik und dem Rathaus gewisse Hürden da sind. Wenn man die dann versucht abzubauen, indem man sich regelmäßig trifft, z.B. Sprechstunde hier in der Schule als Bürgermeister macht, dann hat man die Chance einen besseren Dialog zu bekommen.
BM: Konnten Sie heute in der Schule (erneut) etwas lernen? Was nehmen Sie mit in den Wahlkampf und im September dann ins Rathaus?
Albers: Für mich ist vor allem die Erkenntnis wichtig, dass die jungen Menschen sehr interessiert sind und sich keinesfalls nur um den eigenen Bauchnabel drehen, sondern sich wirklich damit auseinandersetzen, was in der Stadt und Bundespolitik los ist. Diese Generation ist sehr politisch, das finde ich schonmal sehr ermutigend, und sie möchte sich auch einbringen und möchte in den Dialog treten. Insofern freue ich mich, dass das so den ersten Schritt genommen hat.
Oltmanns: Ich nehme zu jedem Termin meine dicke Kladde mit, die inzwischen mehr als halb voll ist. Zu jedem Termin schreibe ich mir etwas auf, meine heutige Seite ist knapp voll geworden. Alles, was wir heute besprochen haben nehme ich als Idee mit und lerne davon, was wirklich gefragt ist, wo die Juckepunkte sind, um es anschließend in einer zehnjährigen Amtszeit auch wirklich alles abarbeiten zu können.
BM: Herr Oltmanns, wie wird sich das Stadtbild mit Ihnen als Bürgermeister verändern?
Oltmanns: Jever ist in der Außenwirkung ja bereits eine grüne Stadt, dann wird sie auch politisch grüner. Das wird sich darstellen durch deutlich mehr Fahrräder in der Stadt, Lastenfahrräder statt PKWs. Das sind zwei Fliegen mit einer Klappe: Weniger CO2-Ausstoß und gleichzeitige Entlastung des Verkehrs in der Innenstadt und der Parkplätze. Wir werden Mobilfunk bekommen im ganz großen Rahmen: 5G stadtweit, wir werden unsere CO2-Emissionen innerhalb der Stadt auf die Hälfte reduzieren können, zum einen innerhalb der städtischen Gebäude, aber auch innerhalb der Bestandsbauten und vor allem werden die Neubaugebiete fossilfrei.
BM: Herr Albers, sind das gute Ziele? Was sind Ihre Pläne?
Albers: Das sind gute Ziele. Für mich ist schwerpunktmäßig nach wie vor von Bedeutung, wie wir gute Kinderbetreuung und Bildung organisieren. Wir sind zuständig für die Kitas und Grundschulen. Wir müssen in dem Bereich die Ganztagsbetreuung und -bildung besser organisieren. Da werden wir viel, viel Geld in die Hand nehmen müssen, um allen Kindern und den dazugehörigen Familien ein vernünftiges Angebot machen zu können. Wie das am Ende aussieht ist auch eine Sache, die durchdiskutiert werden muss. Ich glaube, wir brauchen da einen jeverschen Weg, da gibt es nichts holzschnittartiges. Und darüber hinaus ist natürlich unser großes Pfund unsere historische Altstadt mit den Wallanlagen und dem Schloss. Wir müssen auf jeden Fall weiter daran arbeiten, die Leerstände zu bekämpfen. Wir haben mit dem Leerstandswettbewerb jetzt angefangen und wir sollten auch konsequent alle Möglichkeiten nutzen, bessere touristische Infrastruktur zu schaffen, besseres Marketing machen und am Ende mit dem Rat diskutieren, inwieweit wir finanzielle Unterstützung für Hauseigentümer gewähren können, damit Leerstände beseitigt werden können.
BM: Herr Albers, auf Ihrer Internetseite schreiben Sie, es wurden bereits 8 Millionen für Bildung und Kinderbetreuung in die Hand genommen. Ist davon auch beim Mariengymnasium etwas angekommen?
Albers: Wir haben, weil wir ja nicht für das Mariengymnasium als Schulträger zuständig sind, in ganz anderen Bereichen investiert. Wir haben drei neue Kindertagesstätten und eine neue Turnhalle am Harlinger Weg gebaut. Das sind die Projekte, die am meisten Geld verschlungen haben, aber wir haben natürlich auch an den anderen Kitas weiter investiert, z.B. in einen Mitarbeiterraum für die Kita in Moorwarfen. Da sind die Gelder im Wesentlichen geflossen.
BM: Eine Fangfrage: Können die Grünen auch Bildung?
Oltmanns: Selbstverständlich können die Grünen das (lacht), wobei wir natürlich den ein oder anderen Aspekt anders legen würden. Bildung heißt in diesem Falle Kultusministerium, da sind wir im Moment nicht drin, das ist zurzeit von der SPD und CDU in einer gemeinsamen Regierung besetzt. Womöglich würden Bildungsziele der Grünen deutlich mehr im aufklärerischen und klimatologischen Bereich liegen. Sprich: Wie ändere ich von Beginn an mein Verhalten so, das wir irgendwann klimaneutral gemeinsam leben können – in einer gleichberechtigten Gesellschaft.
BM: Zum Schluss bleibt bei uns im Gymnasium immer der Anforderungsbereich 3, also sich zu den Themen ggf. eine eigene Meinung zu bilden. Warum sollten wir bei der Bürgermeisterwahl also für Sie stimmen, Herr Oltmanns?
Oltmanns: Wir machen unsere Stadt noch grüner, wir nehmen Pflaster auf und bringen mehr (Laub-)grün in die Innenstadt. Wir gestalten unseren Alten Markt deutlich mehr zu einer belebten Szene um, wo man sich trifft, wo man gemeinsam Bier und Cocktails trinkt, wo man sich treffen kann, statt der toten, gepflasterten Fläche wie wir sie jetzt haben. Wir machen sie radfahrtauglich. Wir besorgen jedem 100 Mbit an sein Handy und machen Jever CO2-neutral oder zumindest halbieren wir es erst einmal. Das sind unsere Ziele, die wir in den nächsten 10 Jahren angehen werden und danach wird der nächste Bürgermeister gewählt. Für den muss auch noch eine Aufgabe übrig bleiben. (Albers und Oltmanns lachen)
BM: Herr Albers, die gleiche Frage an Sie: Warum sollten wir am 12. September unser Kreuz bei Ihnen setzen?
Albers: Wir haben in den vergangenen acht Jahren – Rat, Verwaltung und die Bürgerinnen und Bürger – eine ganze Menge erreicht. Ich habe das vorhin schon angedeutet, insbesondere im Bereich Bildung. Wir haben auch viel gebaut, es ist aber auch noch eine ganze Menge zu tun, ein paar Baustellen habe ich auch schon angesprochen. Ich möchte meine Erfahrung aus der ersten Amtszeit und meine persönlichen Fähigkeiten einbringen, um die Stadt Jever auch in Zukunft weiter mitgehalten zu dürfen und dabei dann an den Plänen, die wir gemeinsam beschlossen haben, mit dem Masterplan und dem Leitbild konsequent weiterarbeiten – damit der Weg, der eingeschlagen worden ist und der erfolgreich gewesen ist, auch fortgesetzt werden kann.
BM: Herzlichen Dank Herr Albers und Herr Oltmanns. Alles Gute für den Wahlkampf und die Wahl!
Es enttäuscht mich, dass nicht einmal das Wort: Barrierefreiheit gefallen ist. Gerne würde ich darüber einmal mit Ihnen sprechen, denn ich denke, die Barrierefreiheit ist ein Thema, dass absolut dazu gehört
Die Barrierefreiheit in Jever gehört zum Leitbild der Stadt Jever.
Schade, dass die beiden Herrn das nicht so sehen…und der Interviewer auch nicht.
Mit herzlichen Grüßen
Anke Casper
Anke Casper Projekt Sophie Barrierefreies Jever Leitbild 2025