Krankenhauskeime – die große Gefahr
von Marieke Heidemann (Eph)
Nach einer OP oder bei einer Infektion – häufig wird man mit Antibiotika behandelt. Alexander Fleming entdeckte dieses Medikament 1928 durch Zufall, und 1941 wurde damit der erste Patient zumindest zunächst erfolgreich behandelt. Penicillin und andere Antibiotika wurden seitdem immer mehr und mehr eingesetzt und sind mittlerweile in der Medizin gar nicht mehr wegzudenken. Doch das hat fatale Folgen, die stetig bemerkbarer werden und deren Tragweite sich die Menschheit kaum bewusst ist.
Bei immer mehr Patienten wirken Antibiotika nicht mehr, da Keime resistent gegen diese geworden sind. Das bedeutet, dass sie sich durch natürliche Mutationen angepasst haben und von diesem Medikamententyp nicht mehr geschädigt werden können. Vor allem in Krankenhäusern können sich diese multiresistenten Keime sehr gut und schnell verbreiten, weil die Menschen dort geschwächte Immunsysteme haben und mit vielen verschiedenen Krankheitserregern dort eintreffen. Wenn man einmal mit Krankenhauskeimen infiziert ist, können auch bislang harmlose Infektionen lebensbedrohlich werden. So kam es dazu, dass 2019 geschätzt 1,27 Millionen Menschen starben, weil Antibiotika wirkungslos blieben – eine der häufigsten Todesursachen der Welt.
Generell sind Bakterien erst einmal nicht schlecht für uns Menschen; viele erweisen sich sogar als nützlich, zum Beispiel für die Hautgesundheit. Wenn sie jedoch an Stellen des Körpers gelangen, wo sie normalerweise nicht sein sollten, wird es gefährlich. Die Keime verbreiten sich und lassen sich aufgrund der Antibiotikaresistenz nur schwer oder sogar gar nicht behandelt.
Bislang sind allerdings nur sechs Prozent der Keime in Krankenhäusern immun gegen Antibiotika. Doch da diese sich schnell ausbreiten, muss dringend etwas dagegen getan werden.
Wir infizieren uns jedoch nicht nur in Krankenhäusern mit antibiotikaresistente Keimen. In der industriellen Tierhaltung stehen die Tiere sehr eng aneinander und Krankheiten können sich enorm schnell ausbreiten. Um das zu verhindern, werden ihnen Antibiotika verabreicht. Da das regelmäßig geschieht, können leicht Antibiotikaresistenzen entstehen und sich ohne Probleme verbreiten.
Bei Discountern gekaufte Putenfleischproben waren zu 88 Prozent mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Wenn wir dieses Fleisch dann essen, können sich die Erreger auf den Menschen übertragen. Wissenschaftler warnen vor der „stillen Pandemie“ der Antibiotikaresistenzen, die sich unsichtbar ausbreitet, aber schon jetzt etliche Tote fordert. Kaum einer spricht darüber, und es wird weltweit immer noch viel zu wenig dagegen getan. So gibt es beispielsweise in Indien eine fehlende Rezeptpflicht, sodass viele Menschen einfach Antibiotika zu sich nehmen, ohne dass es unbedingt notwendig wäre – was die Resistenzen natürlich fördert. Im Gegenteil, es ist wichtig, möglichst wenig Antibiotika einzusetzen, um einige von ihnen als Reserve zurück zu halten, damit keine neuen resistenten Keime entstehen.
Obwohl sich zum Beispiel die G7-Staaten vorgenommen haben, Antibiotikaresistenzen den Kampf anzusagen, sieht es bisher so aus, als würde sich die Prognose des britischen Ökonomen Jim O’Neill aus dem Jahr 2016 bewahrheiten, dass nämlich im Jahr 2050 etwa zehn Millionen Menschen durch antibiotikaresistente Bakterien sterben werden.
Quellen:
https://www.deutschlandfunk.de/erste-penicillin-behandlung-vor-80-jahren-der-lange-weg-zum-100.html
https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/arzneimittel-medizinische-hintergruende/multiresistente-keime-im-krankenhaus-2021410
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Krankenhausinfektionen-und-Antibiotikaresistenz/FAQ_Liste.html
https://www.bund.net/massentierhaltung/antibiotika/
https://www.aerzteblatt.de/archiv/226215/Kampf-gegen-Antibiotikaresistenzen-Die-stille-Pandemie